Momo
Jeder kennt die wunderbare Geschichte aus Michael Endes Jugendroman, bei dem das Mädchen Momo, das in der Ruine eines alten Amphitheaters lebt, zusammen mit der Schildkröte Kassiopeia seine Freunde rettet. Diese sind Opfer der “Grauen Herren” geworden, einer bald weltumspannenden Organisation von unheimlichen Zeitdieben, die den Menschen jegliche Zeit und Lebensfreude rauben.
Der Stoff ist so aktuell wie eh und je, in Zeiten, wo wir alle dem vermeintlichen Glück immer hektischer hinterher hetzen, wo wir glauben, dass nur, wer einen Arbeitsplatz hat, auch verdient, ein wertvolles Mitglied unserer Gesellschaft zu sein, wo die Flucht in immer gleicher werdende Markenartikel Lebensinhalt vermitteln soll, wo Menschen, die aufgrund ihres wie auch immer gearteten Anders-Seins aus der Norm fallen, diskriminiert werden, hätten wir alle eine Momo nötig.
Die Momo in der Inszenierung ist kein kleines Mädchen. Sie ist vielmehr eine erwachsene Frau, deren Erscheinung jedoch erahnen lässt, dass sie eine Geschichte mitbringt, die auch sie aus der gesellschaftlichen Norm fallen lässt. Vielleicht hat sie eine seelische Behinderung, vielleicht bringt sie eine Verletzung aus ihrer Vergangenheit mit.
Aussage der Inszenierung will sein, dass Menschen mit wie auch immer gerichteter Andersartigkeit, sei das ein körperliches oder seelisches Handicap, eine vom konsumorientierten Mainstream geächtete, soziale Einstellung oder eine abweichende sexuelle Orientierung genauso wertvoll sind für die vermeintliche Norm, ja dass unsere Diversität uns erst zu einer wertvollen Gesellschaft macht.
Regie: Tobias Wojcik
Autor: Michael Ende
Aufführungsjahr: 2015
Darsteller*Innen: Lena Aust, Gudrun Voss, Wolfgang Erbach, Winfried Binder, Sebastian Braatz, Renate Hillebrandt, Marina Busco, Jello Böhm, Heide Frirdich, Hans Peter Hucke, Georg Merz, Katrin Knieling, Sarah Zulauf, Nils Achtergarde, Catherine Holzhausen, Lisa Steinert, Maike Linne, Katharina Menz, Eva Wolff
Weitere Mitwirkende: Philip Carlsson, Stephanie Conrady, Johannes Bondes, David Höhle, Cornelis Kater, Matthias Mannel, Raffael Siegert, Jan Rebuschat